Konzept

von Iván fischer

TAORMINA

MERIDA

ORANGE

Vicen­za führt uns zurück zu den Ursprün­gen des Musik­the­aters.
Im Jahr 1585 wurde das atem­ber­aubende Teatro Olimpi­co fer­tiggestellt, während ein Fre­un­deskreis von Intellek­tuellen darüber disku­tierte, wie es möglich wäre, das The­ater der römis­che und griechis­chen Antike wiederzubeleben.

Wurde dieses einzi­gar­tige Büh­nen­bild für nur eine Opern­pro­duk­tion gebaut?

Die architek­tonis­che Anknüp­fung an das The­ater der Antike fällt sofort ins Auge:
 Beim Anblick dieses The­aters stellt sich mir eine Frage: wenn das Büh­nen­bild unverän­der­bar ist und jede Pro­duk­tion vor dem gle­ichen Bild aufge­führt wird, worauf liegt der Fokus des Musik­the­aters?
Auf der Musik, dem Text, der erzählten Geschichte?

Durch das ständi­ge Vorhan­den­sein des­sel­ben Büh­nen­bildes kön­nen wir nicht in die Ver­suchung des Regi­ethe­aters gebracht wer­den. Wir kön­nen jede Oper in diesem Haus auf­führen, doch das Bild im Hin­ter­grund wird immer gle­ich bleiben. Schaus­piel und Musik übernehmen die Haup­trol­le, was dazu führen wird, dass wir Oper anders wahrnehmen. Während in jedem Opern­haus der Welt die Musik das gle­ich­bleibende Ele­ment darstellt und das visuelle Erleb­nis neu gestal­tet wird, kehren sich hier die Grun­dregeln des Musik­the­aters um. Die Fas­sade hin­ter der Bühne ist unabän­der­lich, wodurch Musik und Schaus­piel zur Vielfalt gezwun­gen wer­den.
Faszinierend!

Dieses The­ater ist eines der größten Kul­turschätze Europas. In den let­zten Jahren seines Lebens, sprach ich viel mit Clau­dio Abba­do über das Ital­ienis­che The­ater. Er war besorgt, dass viele der wun­der­schö­nen The­ater seines Lan­des leer ste­hen und nicht bespielt wer­den. Er fühlte sich zeitlebens dafür ver­ant­wortlich, diese Häuser wieder mit Leben und Musik zu füllen.
Diesem grossar­ti­gen Diri­gen­ten und Kol­le­gen habe ich die Idee zu ver­danken, in Ital­ien ein neues Opern­fes­ti­val zu grün­den.

Hier, in Vican­za fand ich die einzi­gar­tige Möglichkeit für die Umset­zung dieses Planes: ein Opern­fes­ti­val, bei dem die architek­tonis­chen Gegeben­heit­en uns zurück zur Quelle des Musik­the­aters führen. Hier fand ich einen Raum, der uns dazu zwingt, die Bal­ance zwis­chen Musik und Dra­ma neu zu find­en, jen­seits jeglich­er Ablenkung.

Das Teatro Olimpi­co ist ein Mon­u­ment, es muss per­fekt erhal­ten bleiben. Es ist ver­boten den Raum zu beheizen oder zu kli­ma­tisieren. Das Fes­ti­val muss dem­nach im Okto­ber stat­tfind­en, da die Tem­per­atur im Som­mer hier zu heiß und im Win­ter zu kalt wäre.

Für unser Fes­ti­val engagieren wir die besten inter­na­tionalen Sänger, Kostüm­bild­ner und Musik­er, die sich freuen, auf dieser spek­takulären Bühne auftreten zu dür­fen. (Ich bin sich­er, sie nehmen es großzügig in Kauf, dass sie in diesem alten The­ater keine beque­men Garder­oben vorfind­en.) Das Reper­toire kann alle Epochen, von Mon­tever­di bis zur zeit­genös­sis­chen Musik, umfassen.

Das Vicen­za Opera Fes­ti­val bietet eine Alter­na­tive zu den üblichen Trends der inter­na­tionalen Opern­szene. Wir möcht­en die Magie Pal­la­dios inter­na­tion­al bekan­nter machen. Das Teatro Olimpi­co wurde für The­at­er­auf­führun­gen gebaut, dieser Raum soll wieder mit Musik und Dra­ma gefüllt wer­den! 

Iván Fischer